Prävention und Gesundheitsförderung im Fernstudium - Nachgehakt bei der Expertin

Prävention und Gesundheitsförderung im Fernstudium - Nachgehakt bei der Expertin

10.08.2016 | von Julia Leutloff in Tipps und Ratschläge |  5 Min.


Prävention und Gesundheitsförderung werden immer mehr zu den entscheidenden Faktoren, wenn es darum geht, gesundheitsrelevante Verhaltensweisen in der Gesellschaft positiv zu beeinflussen. Das Fernstudium zum Bachelor Präventions- und Gesundheitsmanagement der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft greift diese Entwicklung auf und bereitet Absolventen professionell auf ihre Aufgaben als zukünftige Präventionsexperten vor. Wir konnten mit Prof. Dr. Viviane Scherenberg, die den Fachbereich Prävention und Gesundheitsförderung leitet, die Initiatorin und Entwicklerin des neuen Studiengangs dazu gewinnen, uns in einem Interview die zentralen Fragen zum Studiengangskonzept und den Karriereaussichten für Interessierte zu klären. 

Sie sind die bisher einzige Fernhochschule, die den Bachelor Präventions- und Gesundheitsmanagement anbietet. Wie kam es zu diesem spezialisierten Angebot?

Prof. Dr. Viviane Scherenberg: Eine intensive Markt- und Bedarfsanalyse führte zu dem spezialisierten Angebot aus präventions-, verhaltens- und ökonomiespezifischen Inhalten. Neben gesundheitspsychologischen und präventiven Inhalten ist ökonomisches Wissen notwendig, um den Anwendungskontext (z.B. Betriebe) zu verstehen.

Zudem sind wirtschaftliche Interessen (z.B. Kosteneinsparung, Mitarbeiterbindung etc.) Treiber von Präventionsmaßnahmen. Wahlschwerpunkte, wie Aufklärung, Beratung und Bildung in und mit Neuen Medien (digitale Prävention), Kooperationsmanagement, Gesundheitspädagogik und Motivationsmanagement sorgen dafür, dass die Absolventen zeitgemäß darauf vorbereitet werden, innovative Konzepte im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung zu konzipieren, umzusetzen und zu evaluieren.

Wie unterscheidet sich der Studiengang konkret von seinen Nachbardisziplinen aus dem Gesundheitssektor?

Prof. Dr. Viviane Scherenberg: Die Absolventen erhalten ein umfangreiches Rüstzeug, um innerhalb und außerhalb des Gesundheitswesens arbeiten zu können. Die meisten Studiengänge im Gesundheitssektor und den Nachbardisziplinen beschränken Absolventen auf eine Tätigkeit innerhalb des Gesundheitswesens (z.B. Krankenkassen, Krankenhäuser). Absolventen dieses Studiengangs können indes in vielen gesundheitlichen Lebenswelten (sogenannte Settings, wie Betrieben, Schulen, Städten oder Kommunen) arbeiten, um die Gesundheit von Menschen positiv zu beeinflussen.

Praxisorientierte Studieninhalte werden direkt in den beruflichen Alltag integriert

Wen möchten Sie durch dieses Qualifizierungsangebot vor allem ansprechen? Haben auch Berufspraktiker ohne Hochschulzugangsberechtigung Chancen teilzunehmen?

Prof. Dr. Viviane Scherenberg: Abitur ist nicht zwingend notwendig. Laut Bremischen Hochschulgesetz (§ 33 Abs. 5 BremHG) erhält die Zulassung auch, wer eine abgeschlossene, mind. 2-jährige Berufsausbildung und mind. 3 Jahre Berufspraxis sowie eine Teilnahme an einer Fortbildungsveranstaltung vorweist. Nach einer bestandenen Einstufungsprüfung, die bei der APOLLON Hochschule nicht vorgelagert, sondern Bestandteil des Studiums ist, kann es losgehen. Infos dazu unter www.apollon-hochschule.de.

Gibt es auch Möglichkeiten sich bereits während des Studiums praktisch in fachliche Aufgabenbereiche einzuarbeiten?

Prof. Dr. Viviane Scherenberg: Unsere Prüfungsleistungen sind in Form von Fallaufgaben sehr praxisorientiert aufgebaut. Die Studierenden wenden ihr Wissen (Transfer in einen Praxisfall) konkret an. Gruppenprojekte mit Kooperations- und Praxispartnern sorgen dafür, dass das erlernte Wissen unter realen Bedingungen angewendet wird und gleichzeitig der Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern geknüpft wird. Unsere Evaluationen zeigen, dass aufgrund der hohen Praxisorientierung über die Hälfte der Fernstudierenden so die Studieninhalte in ihren beruflichen Alltag integrieren können. Auf diese Weise werden die Studierenden nicht nur gut auf die Praxis vorbereitet, sondern die hohe Praxisorientierung steigert zudem die Motivation durch die direkte Erkennung der Sinnhaftigkeit des Studiums.

Direkt zum Studiengang Präventions- und Gesundheitsmanagement

Karriereeinstieg in unterschiedlichen präventiven Handlungsfeldern

Der Studiengang wird auch als Anbieterqualifikation für Handlungsfächer im Bereich der Prävention anerkannt. Was bedeutet das genau?

Prof. Dr. Viviane Scherenberg: Der Spitzenverband Bund der gesetzlichen Krankenkassen hat den Studiengang als Anbieterqualifikation (Grundqualifikation) für die Handlungsfelder „Stressbewältigung/Entspannung“ und „Suchtmittelkonsum“ anerkannt (siehe GKV-Leitfaden Prävention). Mit einer spezifischen Zusatzleistung und einem entwickelten Kursprogramm, das von der Zentralen Prüfstelle für Prävention (siehe Zentrale Prüfstelle für Prävention) freigegeben wird, können die Absolventen direkt mit den Krankenkassen selbstständig abrechnen.  

Der Themenbereich wird in erster Linie immer mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement verbunden, wo er gerade in den letzten Jahren starkes Interesse erfahren hat. Gibt es noch andere Bereiche, in denen Präventionsmaßnahmen eingesetzt werden und wo zukünftige Absolventen ihren Einsatz finden?

Prof. Dr. Viviane Scherenberg: Der Studiengang ist bewusst breit angelegt. Tätigkeiten finden sich in und für unterschiedliche Settings (Kommunen, Kitas, Betriebe etc.), für diverse klassische und neuzeitliche präventive Handlungsfelder (Aidsprävention, Computersucht etc.), Lebensphasen (z.B. Arbeitslosigkeit, Renteneintritt), Zielgruppen (z.B. Migranten, Kinder und Jugendliche) oder ausgewählten Indikationen (z.B. Diabetes, Asthma). Durch den positiven Einfluss auf das Gesundheitsverhalten (Verhaltensprävention: Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen etc.) und die gesundheitsförderlichen Verhältnisse (Verhältnisprävention: Arbeitsklima etc.) werden die Absolventen in die Lage versetzt die körperliche, psychische und soziale Gesundheit positiv zu beeinflussen.

Komplexer werdende Anforderungen erfordern erhöhte Qualifizierungen

Gerade in Sozial- und Gesundheitsbereich geht der Trend immer mehr zur Differenzierung bei gleichzeitiger Akademisierung. Was ist der Grundgedanke hinter dieser Entwicklung?

Prof. Dr. Viviane Scherenberg: Die zunehmende Akademisierung und Professionalisierung führt automatisch zu einer stärkeren Ausdifferenzierung der Studienangebote. Insbesondere in Zukunftsfeldern, wie die Prävention und Gesundheitsförderung, sind interdisziplinäre Studienangebote gefragter denn je. Denn immer komplexer werdenden Anforderungen unserer Gesellschaft erfordern eine Qualifizierung, um Wirkzusammenhänge besser verstehen zu können und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden wirksame Lösungen zu finden.

Wer sich jetzt ganz konkret für das Studium interessiert: Was sollte er auf jeden Fall mitbringen und wann könnte es für ihn losgehen? :-)

Prof. Dr. Viviane Scherenberg: Die Interessenten sollten dafür „brennen“ mit modernen Konzepten die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Menschen in unterschiedlichen Lebenswelten positiv beeinflussen zu wollen. Dabei kann es sich um Menschen aller Altersklassen, Lebenslagen und mit oder ohne Gesundheitsbeeinträchtigung handeln. Von Konzepten zur Burnout-Prävention bis zur Konzeption von interaktiven Online-Angeboten (z.B. Web-Apps) ist alles denkbar. Die Studierenden erhalten während ihres Studiums das inhaltliche und methodische Rüstzeug für eine hohe Erfolgsquote, sprich eine hohe Zielgruppenerreichung und -akzeptanz, Wirksamkeit und Wirkung ihrer präventiven Angebote.

Prof. Dr. Viviane Scherenberg

Prof. Dr. Viviane Scherenberg ist seit Mitte 2009 als Autorin und Lehrbeauftragte für den Bereich Public Health und seit April 2011 als Dekanin Prävention und Gesundheitsförderung an der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft in Bremen tätig. Zuvor studierte sie Betriebswirtschaft (Schwerpunkt Marketing) an der Hochschule AKAD, Angewandte Gesundheitswissenschaften und Public Health an der Universität Bielefeld und promovierte am Zentrum für Sozialpolitik (Universität Bremen) bei Herrn Prof. Dr. Gerd Glaeske. Sie verfügt zudem über eine Ausbildung als psychologische Beraterin (ALH). Vor ihrer Hochschultätigkeit war sie acht Jahre in der Industrie und 13 Jahre in einer Marketingagentur (u. a. Leitung des Bereichs Health- & Socialcare) tätig. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen und engagiert sich ehrenamtlich in diversen Verbänden (z. B. BDVB: Fachgruppe s3 – Soziale Sicherungssysteme, Gesundheitsökonomie; Gesellschaft für Nachhaltigkeit).