Abitur nachholen - So laufen die Abschlussprüfungen ab

Abitur nachholen - So laufen die Abschlussprüfungen ab

14.01.2015 | von Julia Leutloff in Tipps und Ratschläge |  5 Min.

Die externe Abiturprüfung, auch genannt: außerschulisches Abitur oder Externenprüfung, ist ohne den Besuch einer gymnasialen Oberstufe, eines Kollegs oder eine Abendschule möglich. Sie ist die direkteste Form zum Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung.



Die externe Abiturprüfung wird in zwei Teile gegliedert, in denen insgesamt 8 Fächer geprüft werden. Im ersten Teil  werden vier schriftliche Prüfungen abgelegt, wovon zwei Leistungsfächer sind. Wenn alle vier Klausuren bestanden sind, erfolgt der zweite Teil. Hier werden insgesamt vier mündliche Prüfungen abgelegt. Wie solche Prüfungen in der Praxis ablaufen, haben wir im Folgenden zusammengestellt: 

Der praktische Ablauf der schriftlichen Prüfung:

Wer sich für die Externenprüfung angemeldet und zudem bei einem Fernlehrgang die Probeklausuren erfolgreich bestanden hat, der wird nach einer gewissen Zeit eine Einladung zu der „Staatlichen Prüfung zum Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife für Externe“ erhalten. Dabei enthält diesen Schreiben einen  persönlichen Prüfungsplan mit Ort und Zeit der jeweiligen Prüfungen und einer Info zu Rücktrittsmöglichkeiten (Krankheit, usw.). Zudem noch einmal der Hinweis, ein gültiges Ausweispapier und die vorliegende Einladung zur Prüfung mitzubringen.

Zum Prüfungsort: Im Regelfall finden die Externenprüfungen in Gast-Schulen statt, d. h. in den Räumlichkeiten eines staatlichen Gymnasiums, einer Privatschule oder eines Studienkollegs. Allerdings bieten die großen Fernschulen mittlerweile an, alle Prüfungen in den eigenen Räumlichkeiten abnehmen zulassen und laden hierzu prüfungsberechtigte Lehrkräfte ein.

Zum Prüfungsgeschehen: Da es sich um eine offizielle staatliche Prüfung handelt, ist das Prozedere sehr förmlich. Die Teilnehmer müssen zum Beispiel die ausgeschalteten Handys bei der Prüfungsaufsicht abgeben. Ein bei sich geführtes Handy während der Prüfung gilt als Täuschungsversuch. Die Prüfungsaufsicht wird durch einen Lehrer der Gastschule, einen Mitarbeiter von der Schulbehörde oder auch eine Person von der Fernschule gestellt.

Wann man die Note der schriftlichen Prüfungen erfährt, hängt davon ab, welche Prüfungsform gewählt wurde. Bei einem Kolleg passiert dies im Regelfall innerhalb von wenigen Tagen. Wer sich für die Abiturprüfung über ein Fernlehrinstitut entschieden hat, kann bis zu drei Monate auf seine Noten warten. Dies hängt damit zusammen, dass die Externenprüfung über die Fernschulen in zwei Blöcke unterteilt ist (schriftlich und mündlich) und hier mindestens vier Monate Zeit dazwischen liegen.

Der praktische Ablauf der mündlichen Prüfung

Die Einladung zu den mündlichen Prüfungen wird wie schon zu der schriftlichen Prüfung die genauen Termine und eine Prüfungsnummer pro Prüfling enthalten. Dem liegt ein Prüfungsplan bei, der nach Prüfungstagen geordnet ist und sich entweder über einige Tage oder aber auch ein bis zwei Wochen (bei einem Fernlehrinstitut zum Beispiel) erstrecken kann. Theoretisch kann es dabei sein, dass man seine vier Prüfungen an nur zwei Tagen hat oder aber dass die eigenen Prüfungen auf mehrere Tage gestreckt sind und man zwischendurch 1-2 Tage Pause hat. Beides hat Vor- und Nachteile, je nach persönlichem Empfinden.

Zu den mündlichen Prüfungen muss man jeweils mindestens eine halbe Stunde vor dem angegebenen Zeitpunkt erscheinen, da jeder Prüfung eine dreißigminütige schriftliche Vorbereitungszeit vorangeht. Dementsprechend sollte man also für diese Zeit einen ausreichenden Puffer einplanen, damit die Vorbereitungsphase nicht unnötig verkürzt wird, falls man die Räume zum Beispiel nicht auf Anhieb findet. Die Vorbereitungsräume sowie die Prüfungsräume sind meistens geschlossen und mit „Prüfung: Bitte nicht stören!“ - Schildern versehen sein. Die mündliche Prüfung beginnt dann mit der schriftlichen Vorarbeit, die unter Aufsicht und einer kurzen Einführung (in der Regel durch den Prüfungsleiter) stattfindet. Innerhalb von 30 Minuten sollte man alles Wesentliche zu den jeweiligen Aufgaben notiert haben.

Nach Ablauf der Zeit wird der Prüfling zur Prüfung abgeholt. Im Prüfungsraum befinden sich in der Regel drei Personen: Die sogenannte Prüfungskommission. Übrigens: Für Fernschüler, die in einer Gastschule geprüft werden, stellen die Fernlehrinstitute noch eine Person des Vertrauens (zum Beispiel der Fachleiter), die den ganzen Tag mit in den Räumlichkeiten verbringt. Zudem können die Prüflinge eine Betreuungsperson von der Fernschule in der Prüfung dabei haben, wenn sie es wünschen.

Zu den möglichen Konstellationen der Prüfungskommission gibt es mehrere Möglichkeiten, allerdings ist es zumeist so, dass ein Prüfer Protokollant ist. Bei den beiden anderen Prüfern kann entweder einer komplett die Gesprächsführung übernehmen und die Fragen stellen oder aber auch beide haben sich einen Themenbereich ausgesucht, über den sie dann mit dem Prüfling sprechen. Los gehts mit einer Einführung zum Text aus der Vorbereitungszeit. Dabei werden die Prüfer am Anfang nur zuhören und dann nach und nach die ersten Zwischenfragen stellen. Im Idealfall entwickelt sich das Prüfungsgespräch im Folgenden zu einem richtigen Diskurs. Falls nicht alle Fragen beantwortet werden könne, merken die Prüfer schnell, woran es hapert und geben meistens dann kleine Hilfestellungen. Im schlimmsten Fall wird dann zum nächsten Aspekt übergegangen.

Das Ergebnis der Prüfung wird nicht sofort in der Prüfung mitgeteilt, sondern erst nach einer kurzen Beratungszeit der Prüfungskommission. Dies geschieht, wenn der Prüfling den Raum verlassen hat. Im Regelfall dauern diese Besprechungen aber nur wenige Minuten und nach 10 – 15 Minuten Wartezeit wird man dann noch einmal hinein gebeten und erfährt die Note. Auch der Prüfungsleitung, die die jeweiligen Einzelergebnisse sammelt, wird das Ergebnis mitgeteilt.

Um letztendlich mit den bestandenen schriftlichen Prüfungen das Abitur zu erhalten, müssen die Schüler in den mündlichen Prüfungen

in keinem der Fächer 0 Punkte (also eine 6)
insgesamt mindestens 20 Punkte einfacher Wertung (also einen Durchschnitt von 4.0)
in höchstens einem Fach weniger als 4 Punkte (also eine 4-)

erreicht haben.

Wer die letzte mündliche Abiturprüfung erfolgreich hinter sich gebracht hat, der wird dann in der Regel noch am gleichen Tag über das Bestehen informiert. Der Prüfungsleiter wird die Schüler einzeln im Büro empfangen und die Prüfungsergebnisse besprechen. Dann heißt es: „Ich darf Ihnen gratulieren, sie haben die Reifeprüfung soeben bestanden.“ Etwa zwei Wochen später wird dann auch das Abiturzeugnis schriftlich zugestellt. Mit allen Noten, dem Durchschnitt und dem wichtigsten Hinweis: „Frau oder Herr Soundso hat mit Ablegung der Abiturprüfung für Externe die Befähigung zum Studium an einer Hochschule in der Bundesrepublik Deutschland erworben.“

Quelle und weiterführende Infos: www.fernabitur.com

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