Abitur nachholen - Die Möglichkeiten

Abitur nachholen - Die Möglichkeiten

12.01.2015 | von Fabian Haubner in Tipps und Ratschläge |  7 Min.

Zum Abitur nachholen gehört Mut – aber es ist eine Investition in die eigene Ausbildung, die sich lohnt. Man öffnet sich eine Tür zu einer Vielzahl an möglichen Karrierewegen und gerade heutzutage ist es wichtig, so flexibel wie möglich zu sein.



Mit dem Abitur ist auch der Hochschulabschluss möglich, mit man die Option auf ein Studium hat. Ist es während der Schulzeit aus welchen Gründen nicht möglich gewesen, mit einem Abitur abzuschließen, so gibt es zum Glück viele Möglichkeiten, es nachzuholen. Man kann ganz unabhängig vom Alter nochmal die Schulbank drücken kann – und das auf verschieden Wegen, die zu dem aktuellen Lebensmodell passen.

Voraussetzungen für das Fernstudium Abitur

Sie benötigen für die Zulassung zum Fernstudium Abitur neun erfolgreich besuchten Schuljahre. Das ist der sogenannte mittlere Schulabschluss, oder auch: Mittlere Reife. Allerdings wirkt es sich auf die Dauer des Fernstudiums aus, wann und wie das schulische Wissen erworben wurde. Ist die Schulbildung schon etwas her, kann es sein, dass inhaltliche Wiederholungen längere Zeit in Anspruch nehmen. Die Vorbildung bestimmt also lediglich den Punkt, an dem die Fernstudierenden in den Studienplan einsteigen.

Kosten für ein Fernstudium Abitur

Die monatlichen Kosten bzw. die Gesamtkosten für ein Fernstudium Abitur sind in erster Linie von zwei Faktoren abhängig: Von der Fernschule und der Vorbildung. Zwischen 120.- und 150.- Euro fallen in der Regel pro Monat bei einem Abitur Fernstudium an. Die Studienmonate, die für einen erfolgreichen Abschluss benötigt werden, und somit auch der Gesamtpreis für den Fernlehrgang zum Abitur, hängen von der Vorbildung der Interessenten ab. So ist der Einstieg mit einem erst kürzlich absolvierten mittleren Schulanschluss die günstigste Alternative. Die Gesamtkosten für das Fernabi liegen zwischen circa 3.500.- und 6.000.- Euro.

 die monatliche Kosten für ein Abitur Fernstudium liegen meist zwischen 120.- und 150.- Euro
 die Gesamtkosten für das Fernabi liegen zwischen circa 3.500.- und 6.000 Euro

Wie lange dauert ein Abitur Fernstudium?

Die Studiendauer hängt in erster Linie von den Einstiegsbedingungen ab. Wenn der mittlere Schulabschluss weniger als fünf Jahre zurückliegt, dann kann das Fernabitur oft in einer Studienzeit von nur 24-30 Monaten erreicht werden. Wenn der Realschulabschluss mehr als fünf Jahre zurückliegt, müssen die Fernstudierenden circa 30-36 Monate einkalkulieren. Am längsten dauert ein Abitur-Fernkurs, wenn beim Einstieg lediglich der Hauptschulabschluss vorliegt; drei bis vier Jahre dauert das Fernstudium in dieser Variante.

Die meisten Fernschulen bieten eine kostenlose Verlängerung der Studienzeit für 12-24 Monate an. Auch Verkürzungen der Studienzeit und verschiedene Anpassungen an die vorhandenen Vorkenntnisse sind oft möglich. Um die genaue Studiendauer zu erfragen, sollten sich die Interessenten auf jeden Fall an die ausgewählte Fernschule wenden. Denn nur die betreffende Schule kann definitiv sagen, wie lange das Abitur-Fernstudium mit den jeweiligen Zugangsvoraussetzungen dauert.

 24-30 Monate – wenn die Mittlere Reife vor weniger als fünf Jahren absolviert wurde
 30-36 Monate – wenn der Realschulabschluss älter als fünf Jahre ist
 36-48 Monate – wenn lediglich der Hauptschulabschluss vorhanden ist

Schulfächer bei einem Fernstudium Abitur

An deutschen Fernschulen müssen Fernstudierende beim Abitur nachholen aus dem Fächer-Angebot der Fernschulen acht Prüfungsfächer auswählen. Von diesen acht Fächern können dann je vier Fächer für die schriftliche und für die mündliche Prüfung ausgesucht werden. Pflichtfächer sind allerdings Deutsch, Mathematik, zwei Fremdsprachen, ein gesellschaftswissenschaftliches Fach und ein naturwissenschaftliches Fach. Von den ausgesuchten acht Fächern kann für zwei Fächer ein erhöhtes Anforderungsniveau gewählt werden (früher „Leistungskurse“). Diese zwei Fächer werden dann bei der Abiturnote stärker gewichtet.

Einige Fernschulen bieten den Fernstudierenden spezielle Fächerkombinationen an, die sich erfahrungsgemäß besonders gut für die Nichtschüler-Prüfung beim Abitur eignen bzw. die Stärken der meisten Absolventen gut mit einbeziehen. Solche Fächerkombinationen können sich z.Bsp. auf die Bereiche Sprache und Literatur, Gesellschaftswissenschaften oder Naturwissenschaften beziehen.

 Pflichtfächer: Deutsch, Mathematik, zwei Fremdsprachen, eine Gesellschaftswissenschaft und eine Naturwissenschaft
 Acht Fächer müssen aus dem Angebot ausgewählt werden, davon vier Fächer für die schriftliche und vier Fächer für die mündliche Prüfung
 Für zwei Fächer kann ein erhöhtes Anforderungsniveau gewählt werden
 Manche Fernschulen bieten spezielle Fächerkombinationen an

Kann man auch das Fachabitur via Fernstudium nachholen?

Genau wie die allgemeine Hochschulreife kann auch die Fachhochschulreife, also das so genannte Fachabitur, mit einem Fernstudium erreicht werden. Das Fachabitur eignet sich vor allem für Menschen, deren berufliche Ziele klar definiert sind. Ein Fachabitur Fernstudium wird unter anderem von der Fernakademie für Erwachsenenbildung für die Fachgebiete Technik und Wirtschaft angeboten.

Welche Fernschulen bieten ein Fernstudium Abitur an?

In Deutschland bieten unter anderem die folgenden drei Fernschulen ein Fernstudium Abitur oder Fachabitur an:

Was geht noch? Abitur nachholen mit unter 21 Jahren

Der erste Bildungsweg ist der reguläre Weg über die allgemeine Schulpflicht. Hier erwirbt man die (Fach-)hochschulreife direkt während der Schulzeit auf dem Gymnasium. Ist man eher von der Schule abgegangen und möchte das Abitur nachholen, ist das auch möglich. Voraussetzungen hierfür sind:

Höchstalter: 21 Jahre
Erwerb des mittleren Schulabschlusses (auch: Mittlere Reife)

Anschließend kann das Abitur über die Sekundarstufe II an regulären Gymnasien oder an der Gesamtschule erworben werden.

Was geht noch? Abitur nachholen an öffentlichen Schulen

Der zweite Bildungsweg, auch genannt "Schule für Erwachsene", kommt für diejenigen in Frage, die sich erst später im Leben für das Abitur entscheiden. Oft nachdem sie schon einen Berufsweg eingeschlagen haben. Die Kriterien variieren je nach Bundesland. Generell ist ein Haupt- oder Realschulabschluss Voraussetzung, außerdem eine bereits abgeschlossene Schulausbildung und / oder eine mindestens 3-jährige Berufstätigkeit. Wer etwa noch über keinen mittlerern Schulabschluss verfügt, kann dies mit der Nichtschülerprüfung nachholen.

Was ist eine Nichtschülerprüfung?

Diese Nichtschülerprüfung ist für diejenigen, die den angestrebten Abschluss noch nicht besitzen und das Ende der Regelschulzeit erreicht haben. Also in den meisten Fällen: Erwachsene. Ziel ist häufig der Erwerb schulischer Abschlüsse der Sekundarstufe I, also:
 

 Hauptschulabschluss
 Hauptschulabschluss nach Klasse 10
 Mittlerer Schulabschluss (Fachoberschulreife)

Die Prüfungen finden in den meisten Fällen jährlich im Frühling statt. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrer jeweiligen Bezirksregierung. Zur Anmeldungen benötigen Sie die Nachweise Ihres Bildungsgangs (Zeugnisse) sowie die Angabe, wie Sie sich vorbereitet haben.

Die erste Möglichkeit ist der Abendunterricht bzw. das Abendgymnasium. Hier liegt die Anwesenheit der Teilnehmer in der Natur der Sache, man muss sich für die Dauer – in der Regel drei bis vier Jahre – an einen Ort binden. Der Unterricht findet fünf mal wöchentlich abends statt, manchmal auch am Wochenende. Im Mittel sind dies 20 Schulstunden in der Woche. Als Voraussetzung wird die Volljährigkeit angenommen. Eventuell muss man auch über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder über eine zweijährige Berufserfahrung verfügen.

Auch an der Volkshochschule kann man sein Abitur nachholen. Hier ist es ähnlich wie beim Abendunterricht: der Präsenzunterricht findet abends oder am Wochenende statt. Oft gibt es Kooperationen zwischen den Abendschulen und Volkshochschulen. Diese beiden Modelle sind besonders geeignet für Berufstätige, die tagsüber zur Arbeit müssen und ortsgebunden sind.

Wer mehr Zeit hat und nicht an einen Vollzeitjob gebunden ist, für den ist das Kolleg eine wichtige Option. Hier findet der Unterricht tagsüber in Vollzeit (mit 32 Stunden) statt. Der Vorteil liegt klar darin, dass man sich völlig auf seinen Schulstoff konzentrieren kann. Im Regelfall hat man dann nach drei Jahren sein Abitur in der Tasche. Ein Kolleg ist mit seinen Aufnahmebedingungen auch recht flexibel: So werden, neben der Berufserfahrung, auch FSJ, Wehr-oder Zivildienst, die Erziehung von Kindern oder Arbeitslosigkeit anerkannt. Maximal können 18 Monate anerkannt werden. Dies ist auch die Höchstdauer, die gekürzt werden kann. Das Mindestalter zum Besuch des Kollegs liegt bei 19 Jahren. Einige Kollegs fordern die Entrichtung von Schulgeld. Jedoch kann dieser Weg durch das BAföG gefördert werden

Zwei weitere Wege sind ähnliche dem Kolleg-Modell: Fachoberschulen sind ähnlich wie das Kolleg, gebunden an eine berufliche Vorerfahrung. Sie vertiefen die bereits vorhandene berufliche Bildung und dauern mindestens ein Jahr in Vollzeit. Einige Oberschulen sind auf bestimmte Berufszweige (bspw. Wirtschaft) beschränkt. Berufsfachschulen bieten eine vollständige berufliche Ausbildung. Diese schulische Art der Ausbildung ist auch mit der Fachhochschulreife kombinierbar. Je nach Bundesland werden zwei Jahre angesetzt, wenn die Fachhochschulreife nicht integriert ist und drei Jahre, wenn sie interiert ("integratives Modell"). Voraussetzung zur Anmeldung ist ein mittlerer Bildungsabschluss.

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Kosten bei den öffentlichen Einrichtungen

Wenn man sich erstmal für ein Modell entschieden hat, muss man sich um die Finanzierung Gedanken machen. Die Kosten halten sich im Rahmen, können aber unterschiedlich ausfallen. Während ein Kolleg staatlich finanziert und damit kostenlos ist, fallen bei dem Besuch einer VHS und dem Fernstudium oft Gebühren an. Grundsätzlich kann man sich unter die Arme greifen lassen. Ein beliebter Weg ist hierbei die Finanzierung durch BAföG. Allerdings gelten hier verschiedene Kriterien, die man fallabhängig für sich ausleuchten muss. Informieren – vor allem frühzeitig - lohnt sich also.

Bleibt man nebenbei noch im Beruf, so kann man sich bei seinem Chef informieren, ob man von seiner Seite aus finanzielle Unterstützung erwarten kann. Wenn man sich sicher ist, dass man in dem gewählten Berufsfeld bleiben möchte, macht der Besuch einer Fachoberschule Sinn. Die hat dann das entsprechende Fachgebiet im Fokus und dient gleichzeitig der Weiterbildung. Hier kann man in rund zwei Jahre die Hochschulreife erwerben und sich gleichzeitig in fachspezifisch weiterbilden. So ist eine homogene Fortsetzung mit dem bereits gewählten Karriereweg möglich.